Ausstellung

Passing Data – Upcycling the Digital

Veneta Androva, Raphaël Bastide, Bruno Gola, Kathrin Hunze, Yehwan Song, Shinji Toya

Nachhaltiges Handeln bedeutet, über uns selbst hinauszuschauen und unser Jetzt weiter in die Zukunft zu denken. Wir zoomen heraus, weiten den Blick, um Abstand zu gewinnen und damit Platz für die, die nach uns kommen, zu schaffen. Was wollen wir erhalten und weitergeben? Woran halten wir fest? Was können wir loslassen?

Mit COPY PASTE WASTE beziehen wir diese Fragen auf digitale Nachhaltigkeit – welche Folgen hat die Digitalisierung für unser zukünftiges Leben auf der Welt? Das Digitale mag zwar ungreifbar erscheinen, ist aber in unserer physischen Welt fest verankert. Digitale Infrastruktur besteht aus Geräten, Gebäuden, Kabeln; aus Metallen, seltenen Erden, Kautschuk, Plastik, Beton und vielem mehr. Unser jetziges Internet wurde so „gebaut“, dass möglichst viele Daten in ihm fließen, womit Energie, Wasser und weitere Ressourcen verbraucht werden.

Die grundlegende Logik der Datenökonomie bestimmt die gesamte Netzarchitektur. Die Nutzer:innen werden zunehmend aufgefordert, Daten zu produzieren, können sie dann aber immer weniger kontrollieren. Es ist schwer zu verstehen, wo unsere Daten gespeichert werden und wie wir sie verwalten können. Mit wachsenden Speicherkapazitäten und Cloudservices schafft das System die Notwendigkeit ab, sie zu löschen. Über die Hälfte aller in Clouds liegenden Daten werden nicht mehr gebraucht. In der undurchschaubaren Masse verlieren sie ihre Bedeutung und können als Müll bezeichnet werden. Wie im Weltraum „schweben“ auch im Internet riesige Mengen an Müll herum, die Energie verbrauchen und Einfluss auf unsere Umwelt haben.

In der Ausstellung Passing DataUpcycling the Digital wollten wir einen experimentellen Umgang mit Datenmüll erproben. Dazu haben wir sechs Künstler:innen eingeladen, das Upcycling als eine spekulative Methode für die Wiederverwendung von alten Daten zu testen. Auf ihren Computern, Cloud-Ablagen oder Festplatten haben sie Dateien gesucht, für die sie keine Verwendung mehr haben. Im Tandem tauschten danach je zwei Künstler:innen die ausgewählten Bilder, Fonts, Videos, Sounds oder Codes, um sie in ihre eigene künstlerische Praxis einzubeziehen. Sie haben ein „Nest“ für die Dateien kreiert, einen Raum geschaffen, um sie für ihre laufenden Projekte zu verwenden, sie als Projektionsfläche oder als Inspirationsquelle für die Entwicklung von neuen Ideen genutzt.

Die auf diese Weise entstandenen Arbeiten thematisieren den Datenmüll und dessen Auswirkung auf die Umwelt, sie schaffen neue Bilder, die die versteckten Materialien des Internets anschaulicher machen. Sie erzählen Geschichten von einem achtsamen digitalen Miteinander und greifen die Frage auf, wie wir einen digitalen Raum gestalten wollen, an dem jetzt und in der Zukunft alle teilhaben.

TEREZA HAVLÍKOVÁ und KATHARINA VON HAGENOW

Künstler:innen

Veneta Androva
Raphaël Bastide
Bruno Gola
Kathrin Hunze
Yehwan Song
Shinji Toya